Keine Angst vor Überfällen

Kreis Anzeiger vom 25.05.2013

25.05.2013 - BÜDINGEN

HILFSPROJEKT Ute Glock erklärt, wie Spendengelder nach Bolivien kommen

„Die wichtigste und meistgestellte Fragen ist: Was passiert mit dem Geld?“ Die Büdinger Kinderärztin Ute Glock hat eine einfache Antwort parat. „Wenn ich in Bolivien bin, heben wir das Geld ab und bezahlen das, was wir brauchen, in bar.“ Die Rede ist von ihrem Hilfsprojekt „Guarayos“, das vor allem Kinder in der Provinz Ascensión in Bolivien unterstützt. Das Projekt besteht seit zehn Jahren. Fast genauso lange begleitet der Kreis-Anzeiger das Projekt, berichtet über Vorträge und Aktionen, aber auch über die Reisen der Büdingerin, für die „Guarayos“ längst zu einem neuen Lebensinhalt geworden sind.

Wer spende, der wolle eben auch wissen, wie der Betrag nach Bolivien komme, findet Ute Glock. „Und ganz so einfach ist es dann doch nicht“, verrät sie. Was ihr besonders wichtig ist: Es geht nichts verloren. „Nebenkosten werden nicht mit Spendengeldern beglichen. Die Flugtickets zahle ich selbst.“ Auch Werbung, wie Flyer oder Plakate, und die Pflege der Internetseite werden privat gezahlt, sagt Glock.

Dann erklärt sie, welchen Weg das Geld zurücklegt, bis es irgendwann in Bolivien ankommt, um seinen Zweck zu erfüllen. Sowohl Bareinnahmen als auch Überweisungen landen auf einem Konto der Bank für Orden und Mission. „Dieses wird von der Missionszentrale der Franziskaner in Bonn verwaltet. Dort werden auch die Spendenquittungen ausgestellt.“ Dieser Schritt sorge für administrative Transparenz und erlaube Einsicht in die Kontoführung. „Spendengelder, die unter dem Stichwort ‚Projekt Guarayos‘ dort eingehen, sind frei von Verwaltungsgebühren. Jeder Euro fließt also nach Bolivien.“

Einmal pro Jahr reist Glock für mehrere Wochen nach Ascensión. Gemeinsam mit den Schwestern des Franziskanerordens entscheidet sie dort, für was wie viel Geld ausgegeben werden soll. „Jeder Bereich hat ein festes Budget. Das Geld wird den jeweils Verantwortlichen übergeben.“ Sollte sich auf dem Konto mehr befinden, als gebraucht wird, verbleibt dieses Plus in der Obhut der Missionszentrale in Bonn. „So vermeiden wir, dass verschwenderisch mit dem Geld umgegangen wird. Außerdem hat man so eine Reserve für unerwartete Notwendigkeiten“, sagt Glock.

Aus Bonn wird das Geld auf ein Konto der Franziskaner in Bolivien überwiesen. „Dank der guten Zusammenarbeit ist es da, sobald ich dort ankomme“, sagt Glock. Zusammen mit den Schwestern hebt sie das Geld ab. Von diesem Punkt an wird mit Bargeld hantiert. „Es kommt vor, dass ich mit einer der Nonnen und einer Handtasche voller Geld durch Santa Cruz, die nächste größere Stadt, laufe, um für die Projekte einzukaufen“, erzählt Glock. Vor Überfällen habe sie keine Angst. „Die Menschen dort sind nach wie vor sehr gläubig, Nonnen haben nichts zu befürchten.“

Niemals gebe man Spendengelder in fremde Hände, wie zum Beispiel an Gemeindeverwaltungen oder an die Partner von PLAN International. Auch kleinere Posten, wie Lebensmittelpakete, Medikamente oder Arztrechnungen, werden laut Glock ausschließlich von den Schwestern bezahlt. „Dieses System hat sich bestens bewährt und ist nur dank der jahrelangen engen Kontakte möglich.“

Die gesammelten Gelder stammen laut Glock zum Großteil aus dem Raum Büdingen. „Im Durchschnitt sind es bisher etwa 20 000 Euro im Jahr.“ Außerdem werde das Projekt seit Jahren vom Franziskaner-Gymnasium in Großkrotzenburg sowie vom „Institut für Gemeinwohl“, das von Fürstin Leonille zu Ysenburg und Büdingen geleitet wird, unterstützt.

Marwin Hehl