Zukunft der Einrichtungen ist gesichert
Kreis Anzeiger vom 18.12.2014
BÜDINGEN - (jmk). „Es ist wohl Schicksal, dass ich auch nach elf Jahren nicht von diesem Projekt lassen kann“, sagt Ute Glock. Anfang des Jahres hatte die Büdinger Kinderärztin bekräftigt, dass sie unter keinen Umständen die Arbeit am Hilfsprojekt „Guarayos“ in Bolivien beenden wolle – und war tags darauf zum elften Mal nach Südamerika aufgebrochen. Diesmal lautete das Thema der Reise „Zukunftssicherung“. Es ging darum, beizeiten vorzusorgen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wurde nun getan: „Guarayos“ ist jetzt offiziell ein franziskanisches Projekt.
„Die stetigen Fortschritte unserer beharrlichen Arbeit sind sowohl für die Schwestern als auch für uns, die Projektgruppe, eine große Freude. Überwältigend aber ist die Tatsache, dass die entstandenen Institutionen nun offiziell von den Tertiarschwestern des Heiligen Franziskus anerkannt worden sind“, sagt Glock. Das macht den Weg frei für eine finanzielle, aber auch für eine personelle Sicherung der getanen Arbeit. „Was bislang eine private Initiative war, ruht nun auf vielen starken Schultern. Die Zukunft der Einrichtungen ist damit gesichert.“ Das bedeute aber nicht, dass „Guarayos“ in Zukunft nicht mehr auf Spenden angewiesen sei. „Wir müssen lediglich nicht mehr alle Kosten alleine tragen. Zu tun gibt es noch genug“, sagt die Ärztin.
In elf Jahren sind in Ascensión im bolivianischen Dschungel neben einer Geburtsklinik eine Schule, ein Ernährungs- und ein Frühförderzentrum entstanden. „Aus schulpolitischen Gründen kann unser Schulprojekt derzeit nicht fortgesetzt werden“, sagt Glock. Man suche aber nach einer Alternativlösung, um besonders den bedürftigen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. „Die Schule steht nicht im Plan der Verwaltung, jedes schulpflichtige Kind muss aber dort registriert sein. Früher konnten diese Kinder sozusagen als Quereinsteiger in eine andere Schule wechseln. Das geht derzeit nicht mehr“, erklärt Glock. Sie ist aber zuversichtlich, dass bald eine Lösung gefunden wird. Die dort beschäftigte Lehrerin unterrichte derweil die lernschwachen Kinder weiter. „Zum einen steht die Existenz der Lehrerin auf dem Spiel, zum anderen sollen diese Kinder nicht komplett den Anschluss verlieren.“
Weitere Förderstätte
Der Einsatz in Ascensión hat außerdem dazu geführt, dass auch andere Geldgeber die von Glock begonnene Arbeit dort fortsetzen und ergänzen. „Die österreichische Organisation ‚Brüder und Schwestern in Not‘ hat im März in unmittelbarer Nachbarschaft zum Frühförderzentrum eine Physiotherapiepraxis eröffnet, die für die Förderung der behinderten Kinder enorm wichtig ist.“ Die Organisation wird zudem helfen, eine weitere Förderstätte für behinderte Schüler zu schaffen, eine Art Behindertenwerkstatt. „Die Schwestern nennen es ‚Lebensschule‘. Das Frühförderzentrum würde dort sinnvoll erweitert und fortgesetzt werden“, ist sich Glock sicher.
Immer wieder hat die Ärztin in den vergangenen Jahren versucht, eine mobile Ambulanz aufzubauen, damit auch die Menschen, die mehr oder weniger mitten im Dschungel leben, medizinisch betreut werden können. Dieses Problem hat sich mittlerweile erledigt. „Die Gemeinde hat einen Arzt angestellt, der auch umherfährt. Das ist wirklich toll, denn es zeigt, wie gut mittlerweile alles vernetzt ist.“ Die Zusammenarbeit funktioniere bestens. „Unsere Projekte sind in Ascensión bestens verwurzelt, alle arbeiten Hand in Hand.“
Im Frühjahr wird Ute Glock zum zwölften Mal nach Bolivien reisen. „Der Flug mit vier Zwischenstopps ist quälend lang und auch der mehrwöchige Aufenthalt ist kein Zuckerschlecken. Dennoch überwiegen die Freude und das tiefe Glück angesichts der sich freuenden Mütter und der fröhlichen Kinder.“
Am kommenden Samstag, 20. Dezember, findet das dritte Benefizkonzert für das Projekt „Guarayos“ der „Büdinger Stubnmusi“ in der evangelischen Kirche auf dem Herrnhaag statt. Es beginnt um 18 Uhr, danach findet ab etwa 19.30 ein adventliches Beisammensein im Dorfgemeinschaftshaus in Vonhausen statt. Dort gibt es Punsch und Gulaschsuppe.