Zum Schluss belohnt er uns mit einem zarten Lächeln
Gelnhäuser Tageblatt vom 04.03.2011
05.03.2011 - BÜDINGEN/ASCENSIóN (JMK/RED) VIER WOCHEN ARBEITETE DR UTE GLOCK AUS BÜDINGEN IN ASCENSIóN IN DER BOLIVIANISCHEN PROVINZ GUARAYOS GEMEINSAM MIT DEN SCHWESTERN DES FRANZISKANERORDENS HAT SIE DIE SPENDENGELDER, DIE SIE UND IHR TEAM BEIM „PROJEKT GUARAYOS“ GESAMMELT HABEN, IHREM ZWECK ZUGEFÜHRT (DER KREIS-ANZEIGER BERICHTETE) NUN STEHT NACH DIESEN HARTEN UND INTENSIVEN WOCHEN DIE HEIMREISE AN FÜR DEN KREIS-ANZEIGER ZIEHT UTE GLOCK IN IHREM REISETAGEBUCH BILANZ:
Nach vier Woche zieht Dr. Ute Glock Bilanz - Wichtige Hilfe für die Benachteiligten, für die Menschen, die auf der Strecke bleiben
„Die Stadt Santa Cruz: Wirtschaftsmetropole, Drogenhochburg, Hexenkessel. Dreck, Luxus und Armut stehen nahtlos nebeneinander. Die Fahrzeuge drängen sich vielspurig auf den Straßen, nur handbreit voneinander entfernt. Das Hupkonzert ist ohrenbetäubend, Sieger ist immer der Stärkste, der Schnellste oder Lauteste. Verkehrsregeln ergeben sich aus der Situation.
Hier ist die erste Etappe meines Heimweges zu Ende, Ascensión de Guarayos liegt hinter mir. Hinter mir liegen auch die vielen kleinen Abschiede von lieb gewonnenen Begleitern, den Schwestern, Bekannten, Freunden und Mitstreitern, oft wird mir die Kehle eng.
Es ist gelungen, die begonnenen Projekte anzuschieben und weiterzubringen. Jetzt müssen sie allein weiterlaufen, bis die Zeit für einen erneuten Besuch gekommen ist. Die kleine Urwaldschule „Nueva Esperanza“ braucht eines neues Dach - 1000 Palmblätter liegen schon bereit. Sie müssen einzeln in die Hand genommen und für die Aufschichtung vorbereitet werden. Der bisherige Klassenraum, bis vor Kurzem noch Behelfsunterkunft für Dolores, wird vergrößert, indem Schwester Andrea die Trennwand entfernen lässt.
Die künftigen Schulanfänger bekommen so mehr Raum, mehr Luft, mehr Licht. Wir zahlen acht Gehälter und investieren damit planvoll in den schulischen Unterricht. Bildung als Chance für die Zukunft hat oberste Priorität. Für die Handarbeitsgruppen haben wir Berge von Stoffen und Garnen in schrillen Farben gekauft. Es kommt nicht auf Schönheit, sondern aufs Machen und Gelingen an.
Im neuen Frühförderzentrum finden 17 behinderte Kinder fachgerechte Betreuung und Unterstützung. Diese kleine Einrichtung ist nicht nur mir Bedürfnis und Herzensangelegenheit. Die gelähmte Sandra freut sich über unseren Besuch. Das Kloster bringt ihr Essen, ein Junge übernimmt kleine Botengänge. Eine lange Wunschliste legt Zeugnis ab über neu erwachte Lebensgeister.
Der kleine unterernährte Felipe hat seine Ödeme verloren und 800 Gramm an Gewicht zugenommen. Zum Schluss belohnt er uns mit einem zarten Lächeln, wir werden ihn und seine Mutter im Auge behalten. Die Logistik für unser Ernährungsprogramm ist gewaltig und erfordert konzentrierten Einsatz. Die Verknüpfungen mit den anderen Institutionen vor Ort machen Besprechungen und Versammlungen, das Knüpfen von Kontakten und das Erstellen von neuen Arbeitskonzepten immer wieder nötig. Die Bemühungen haben bereits erste Früchte getragen, mit denen wir andere Partner dazugewonnen haben. Unser aller Ziel ist der Umzug aus dem Provisorium in ein eigenes Gebäude mit schönen Räumen, einer eigenen Küche und der Möglichkeit zu gemeinsamen Kochkursen im Garten.
Keines unserer Projekte ist eine Schreibtischfantasie, sondern stets aus akuter Not geboren. Unsere Auftraggeber sind die Unterernährten, die Benachteiligten - die, die auf der Strecke bleiben. Kinder wie Felipe, Julio César, Marialena und Cristopal geben den Dingen Gesicht und Namen.
Ich bedanke mich bei allen, die mich auf meinem Weg unterstützt und begleitet haben: meiner Familie, meinen Freunden, meiner Arbeitsgruppe, den vielen Helfern und zahllosen Spendern und natürlich den interessierten Lesern. Sie alle haben dazu beigetragen, die kleine Welt Guarayos zu verändern und neue Perspektiven zu eröffnen.