Spenden für bolivianische Geburtsstation - Dr. Ute Glock und ihr Helferteam vom Projekt "Nachbarschaftshilfe im globalen Dorf" beim Altstadtfest vertreten
Kreis Anzeiger vom 09.06.2006
Immer mehr war die Ärztin von den Arbeitsberichten aus Bolivien fasziniert. Als Missionarin war Schwester Lätitia in die Region Ascensión gekommen, aber sie sah bald, dass sie an der katastrophalen medizinischen Unterversorgung der dortigen Bevölkerung nicht vorbei konnte. 1965 begannen sie und ihre Mitschwestern aus dem Kloster Hall in Tirol mit dem Aufbau einer kleinen Krankenstation. Es lässt sich kaum abschätzen, wie viele Hindernisse überwunden werden mussten, ehe aus der medizinischen Notversorgung ein Krankenhaus mit 60 Betten und den Abteilungen Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie/Geburtshilfe und Orthopädie wurde. Die neueste Erweiterung ist eine Kinderstation mit 20 Betten für die intensivmedizinische Behandlung von Früh- und Neugeborenen, die sonst nicht überleben könnten. Warum das Hospital Guarayos von so existenzieller Bedeutung für die indigenen Kleinbauern und -handwerker der Region ist?
Die 15 000 Einwohner der Stadt Ascensión und ihrer Umgebung haben sonst keine medizinische Versorgung, das nächste staatliche Krankenhaus liegt 340 Kilometer entfernt. Diese Patienten können ihre Behandlung allenfalls mit Naturalien oder Dienstleistungen "bezahlen", was natürlich nie zu Kostendeckung reicht. Eine Krankenkasse in unserem Sinne gibt es in Bolivien nicht. Das Krankenhaus ist zwar vom Staat anerkannt. Es fließen aber keine regelmäßigen Gelder - weder für Investitionen, noch für den laufenden Betrieb. Nur dank der Spenden, die der Freundeskreis der Nonnen aus Europa dem Werk zukommen lässt, geht der Betrieb weiter. Das gilt auch für die anderen Projekte der Nonnen, die Missions- und Gesundheitsstationen und die Schulen für insgesamt 4 500 Kinder und Jugendliche. Die Schwestern sind überwiegend ältere Frauen, Nachwuchs fehlt. So sind sie bestrebt, junge bolivianische Nonnen in ihre Arbeit ein zu beziehen, das Werk in dortiger kirchlicher Trägerschaft zu verselbstständigen.
Ute Glock war vom Schwester Lätitias Bericht so beeindruckt, dass sie nach Ascensión fuhr und die Arbeit selbst kennen lernte. "Dieses Werk müssen wir unterstützen", stand für Glock fest und mit dem ihr eigenen Temperament nahm sie sich der Sache an. Spender gewinnen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten? Offensichtlich haben die anschaulichen Berichte der Ärztin viele Leute motiviert. Ein Schneeballsystem der Hilfsbereitschaft entwickelte sich und ein Stand auf dem Büdinger Weihnachtsmarkt 2005 wurde organisiert. Schon bei der Vorbereitung stand Glocks Freundin Nora Itzel ihr engagiert zur Seite. Immer mehr Leute machten mit, die Rinderbügener Landfrauen spendeten Kuchen und Wetterauer selbst gemachte Marmeladen, sorgten für Kaffee und Glühwein. Zur Freude Glocks und ihres Helferkreises gab es hier 1 830 Euro Einnahmen. Damit sind im Jahr 2005 sage und schreibe 12 800 Euro zusammen gekommen. Kürzlich ließ sich die katholische Kirchengemeinde informieren und spendete 750 Euro für die Projekte.
Das Guarayos-Projekt kommt ohne Bürokratie aus, die Mittel fließen direkt in das Hospital. So konnten 2005 ein EKG-Gerät, ein Inkubator, ein Sauerstoffbeatmungsgerät und eine Körperwaage für die Kinderklinik angeschafft werden. Auch eine Bitte Schwester Lätitias wurde erfüllt. Sie bekam einen Satz chirurgischer Instrumente "made in Germany". Das hatte sie sich besonders gewünscht: Diese sind aus einer so hochwertigen Metalllegierung hergestellt, dass sie auch nach langem Gebrauch nicht stumpf werden oder an den Scharnieren ausschlagen.
Doch die Arbeit der Nonnen geht weiter. Sie planen eine eigenständige Geburtsstation, denn immerhin kommen dort jährlich zwischen 850 und 900 Babys zur Welt. Die bisherige Unterbringung der Wöchnerinnen in der Chirurgie ist zu eng und pflegerisch unbefriedigend. Dank der guten Versorgung im Krankenhaus liegt die Neugeborenensterblichkeit unter dem bolivianischen Landesdurchschnitt, aber noch weit über bundesrepublikanischen Standards. So bitten die Schwestern dringend um Spenden für dieses Projekt.
Ute Glock und ihr Helferteam wollen sich dem nicht entziehen. Sie sind auf dem Altstadtfest am Samstag und Sonntag, 10. und 11. Juni, im Schlossareal mit einem Stand vertreten, an dem es Kaffee, Kuchen und Getränke, Frisches aus dem Wok und antiquarische Bücher gibt und hoffen auf viele Standbesucher. Wer direkt spenden möchte, kann dies auf das Konto Thüringische Franziskaner-Provinz (Nummer 80005717, Bankleitzahl 510 917 11, Bank für Orden und Mission) tun.