Erst Spenden ermöglichen die medizinische Versorgung - Ute Glock referierte bei der FU über ihr Hilfsprojekt in Bolivien

Kreis Anzeiger vom 01.12.2006

BÜDINGEN (ia). "Vor drei, vier Jahren hatte ich eine Rentnerkrise und erzählte Professor Dr. Horst Stiller, meinem ersten Chef nach dem Staatsexamen im Stadtkrankenhaus Hanau, davon. Er riet mir, Schwester Letitia im Hospital Guarayos im bolivianischen Urwald zu unterstützen", berichtete Dr. med. Ute Glock den Mitgliedern der Büdinger Frauen-Union (FU) im Hotel "Sonnenberg". Nach einem ersten telefonischen Kontakt sei sie später nach Bolivien geflogen. Sie habe sich zunächst ein Ziel für ein Jahr gesetzt und dies weiter ausgebaut.

Über die Klinik und das Leben im Urwald konnte sie nun interessante Dinge berichten. Die Geschichte des Hospitals ist eng mit Schwester Letitia verknüpft. Es war ein Missionsauftrag, der die Franziskanerin Letitia Pallhuber 1957 von Österreich in den bolivianischen Urwald führte. Es stellte sich bald heraus, dass bei völlig fehlender Infrastruktur die einheimische Bevölkerung medizinisch nicht versorgt war. Um wirkungsvoll helfen zu können, begann Schwester Letitia, inzwischen zur Krankenschwester ausgebildet, 1965 mit der Gründung einer kleinen Krankenstation im Urwald bei Ascensión-Guarayos. Wie Glock berichtete, ist es ihr gelungen, mit beispiellosem persönlichem Einsatz ein Krankenhaus mit heute 70 Betten aufzubauen, welches Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie/Geburtshilfe sowie Orthopädie bereithält. Als Beitrag zur Senkung der immer noch zu hohen Kindersterblichkeit ist inzwischen eine Kinderstation mit zirka 20 Betten errichtet worden. Dort können auch gefährdete Früh- und Neugeborene intensiv-medizinisch behandelt werden, die sonst nicht überleben würden. Mit Hilfe privater Spenden ist der Bau einer eigenständigen Geburtsstation begonnen worden. "Insgesamt werden 18 000 Einwohner aus Ascensión und den umliegenden Indiosiedlungen medizinisch versorgt", sagte Glock. Da es kein soziales medizinisches Versicherungssystem gibt, könnten diese Menschen ihre Behandlung nicht bezahlen. Deshalb sind sie auf finanzielle Spenden aus Europa angewiesen.

Während sich Schwester Letitia um den Erhalt des Krankenhauses kümmert, ist Schwester Verena Riepler mit den Verwaltungsaufgaben betraut. Nur Dank der privaten Spenden ist es möglich, den Krankenhausbetrieb aufrecht zu erhalten. Wie Glock sagte, habe man mit Hilfe von Spenden medizinische Apparaturen wie einen Inkubator und ein Sauerstoffbeatmungsgerät anschaffen können. Ein Ambulanzwagen im Wert von 48 000 Dollar sei dem Krankenhaus geschenkt worden. Viele medizinische Geräte würden noch benötigt, etwa ein Mikroskop für das Labor.

Ein kurzer Film berichtete über das Alltagsleben und das Hospital. "Die durchschnittlichen Temperaturen liegen bei 35 Grad, und das bei über 90 Grad Luftfeuchtigkeit. Es gibt ein Internetcafé und Handys und etwa 220 Motorräder in Ascensión", so Glock. Letitia sei die allererste gewesen, die im Urwald mit einem Motorrad gefahren ist. Das Hauptnahrungsmittel ist Mais. Benzin ist rationiert. Ein Liter Sprit kostet drei Bolivianos, was etwa 50 Cent entspricht. Einen Kostenvergleich stellte Glock auch bei anderen medizinisch-technischen Geräten an. So kostet ein Krankenbett ohne Technik etwa 153 Dollar, ein OP-Tisch mit Lampe, Überwachungsmonitor und Absauggerät knapp 12 000 Dollar. Wer das Krankenhaus unterstützen möchte, kann das tun mit einer Spende auf folgendes Konto: Thüringische Franziskanerprovinz, Bank für Orden und Mission, Bankleitzahl 510 917 11, Kontonummer 8 000 57 17, Stichwort: Hospital Guarayos Bolivien.

Marwin Hehl